Auszüge aus dem Ergebnisbericht
1.5 Projektbeschreibung
Das Projekt gliedert sich in 2 Arbeitsschritte, die im Bericht einmal als „Durchführung der Hörversuche“
und zum anderen als „Durchführung der Messungen“ aufgeführt sind. Der 1. Teil dient der Beschreibung
der Hörversuche mit den Lautsprechern im Synchronstudio der HFF. Die Ergebnisse werden anhand
anschaulicher Skizzen erläutert und zur Diskussion gestellt. Im 2. Teil wird auf das Abstrahlverhalten
detailliert eingegangen und die Messergebnisse werden mit Bildern versehen und ausgewertet.
Um die Wirkung der Abstrahlcharakteristik auf den Menschen zu untersuchen, wurden Versuche mit
Testpersonen unternommen. Ein ausschlaggebender Grund für das Durchführen von Hörversuchen ist
die technisch nicht messbare psychoakustische Wirkung auf den Menschen, die bei der Bewertung von
Lautsprechern nicht vergessen werden sollte.
2.3 Ergebnisse des Hörversuchs
In diesem Abschnitt werden für jedes Testsignal und jede Hörposition die wichtigsten Antworten
zusammengefasst, die im nächsten Abschnitt ausgewertet werden. Dabei hat nicht immer jede
Versuchsperson (VP) alle Höreindrücke aufgeführt, was auf unterschiedliche Fokussierungen
zurückzuführen ist, daher ist es schwierig anzugeben, wie viele von den Befragten welche Empfindungen
hatten.
Aus Testsignal 1 in Position 1 ging hervor dass etwa 6 Personen die Vögel und Geräusche von vorn
wahrgenommen haben, sich aber trotzdem so gefühlt haben, als wären sie mittendrin.
Das heißt, sie haben sich eingehüllt gefühlt und waren von den Vögeln umgeben. Dabei empfand ein
Großteil es so, dass sie sich keine Aufnahme anhören würden, sondern sich im Wald oder am
Waldesrand befanden, wobei jemand ansprach, dass er nicht das Gefühl hatte, vor zwei Lautsprechern
zu sitzen. Mindestens vier Personen gaben an, dass sie die Vögel sehr gut orten konnten, was auf eine
gute Präsenz schließen lässt. Ebenso erwähnten 2 Personen, dass der Höreindruck räumlicher ist, als bei
einem normalen 2-Kanal-Stereosignal.
Einige Versuchspersonen (VP’s) haben den ersten Höreindruck mit cool und interessant ausgedrückt,
ebenso fanden es einige sehr beeindruckend.
Bei der Filmmusik in Position 1 haben 10 Personen den Eindruck gehabt, dass das Orchester vorn auf
einer Bühne spielt oder als Hintergrundmusik im Kino zu hören ist, was mit einem umhüllenden, zum Teil
dreidimensionalen Klang zu erklären ist. Das heißt, die Personen haben den Klang von allen Seiten und
auch von oben wahrgenommen. Einer der Testpersonen sagte, dass er sich fühlt, als wäre er in der
Musik. Nur zwei Personen hatten nicht den Eindruck, dass sie live dabei wären. Die Sängerin aus diesem
Beispiel wurde meistens aus der Mitte vorn geortet, wobei sie zum Teil erhöht wahrgenommen wurde.
Einige lobten bei diesem Beispiel den ausgeglichenen und satten Klang beziehungsweise den
Frequenzgang. Auch bei diesem Beispiel wurde die Begeisterung mit Adjektiven wie cool, geil oder
fantastisch wiedergegeben und von einer Person wurde erwähnt, dass der Höreindruck besser ist als von
bekannten Boxen.
Bei dem letzten Beispiel in Position 1 wurde der Umhüllungseffekt nicht so stark wahrgenommen. 9
Personen sagten, dass der Klang von vorn kam und der Sänger in der Mitte vorn lokalisierbar war. 3
Personen erwähnten, dass sie ihn auch von etwas oberhalb beziehungsweise stark von oben
wahrnahmen. Aber der Klang wurde wieder als schön bezeichnet. Besonders auffällig bei diesem Beispiel
war vor allem die Stimme.
Die direkte Position der Stimme im Center wirkte zum Teil ungewohnt auf die Testpersonen, was sie in der
Regel aber interessant und angenehm fanden. Aber kaum einer der Befragten fühlte sich bei diesem
Konzert anwesend. Es klang vermutlich durch den starken Studioklang der Aufnahme, als würde es nur
abgespielt werden.
In der nun folgenden Position 2 befanden sich die Testpersonen zwischen den Lautsprechern und dabei
hatten mehr als 70 % das Gefühl sich mittendrin zu fühlen, sodass sie sich im Wald befinden würden und
die Vögel über ihnen auf den Bäumen sitzen. Einer hatte den Eindruck, dass die Vögel sogar im ganzen
Raum verteilt wären und zeigte dabei auf die hinterste Ecke des Raumes. 3 von den Befragten hatten den
Eindruck, dass von vorn und hinten kein Signal ankommt, dass es sich also nur auf links und rechts
neben ihnen beschränkt, daher spürten sie keinen Umhüllungseffekt.
Die Filmmusik auf Position 2 empfanden 7 als umhüllend, wohingegen nur einer sagte, dass es kaum
umhüllend war, weil kein Sound von vorn und hinten kam, was 2 Personen anmerkten. Besonders bei
dieser Position und dem Hörbeispiel war die Wahrnehmung der Stimme, welche die Testpersonen sehr
unterschiedlich lokalisierten. Über die Hälfte der VP’s hat die Sängerin über ihnen in der Mitte lokalisiert,
ein paar weniger am Hinterkopf und 1 bis 2 in ihrem Kopf.
4 Personen konnten die Instrumente seitlich beziehungsweise um sie herum orten, wobei 7 VP’s den
Eindruck hatten, dass sie entweder im Konzert sind oder die Musik in Ihnen spielt, was eine starke
Umhüllung oder den 3D-Effekt zeigt. Eine Person hat den bildlichen Vergleich aufgestellt, dass sie sich
fühlt wie die Hauptfigur in diesem Film.
drei Personen haben gesagt, dass sie den Klang mehr von hinten wahrgenommen haben, als von vorn,
was sie ungewohnt fanden und zum Teil auch negativ. Insgesamt fand etwa die Hälfte den neuen
ungewohnten Klang als angenehm und nur einer als eher negativ. Eine Testperson stellte den Vergleich
mit einem Kopfhörer her, nur dass der von ihm gehörte Klang sehr viel offener erschien.
Bei dem letzten Beispiel bei Position 2 haben sich die Personen vor allem auf den Eindruck des Sängers
bezogen, dabei haben 5 ihn von ihnen ein Im-Kopf-Lokalisation wahrgenommen. 4 sagten, er schwebt
über ihnen in der Mitte und 2 hatten das Gefühl er ist direkt am Hinterkopf. Einige haben wieder die
Umhüllung und den Mittendrin-Effekt erwähnt. Dieses Beispiel in Position 2 fanden die meisten als
unbekannt aber dennoch als interessant und angenehm.
Die letzte Position mit dem imitierten Surround im Rücken des Hörer stieß auf unterschiedliche
Meinungen. Einige haben die Surrounds hinten wahrgenommen, zum Teil störend, weil von dort
Geräusche lokalisiert wurden. Etwa die Hälfte fühlte sich umhüllt und fanden den Klang noch größer als in
der ersten Position. Dabei haben sich einige auch wie im Wald gefühlt. Ein kleiner Teil der Befragten
empfand keinen Unterschied zur Position 1.
Auch bei Hörbeispiel 2 differierten die Aussagen der Testpersonen. Einige fühtlen sich mittendrin und
finden es noch besser als Position 2, manche finden es aber auch nicht so schön. Vor allem die
Lokalisation ist einigen unklar, einige nehmen die Sängerin von oben vorn wahr oder über ihnen, manche
orten sie auf einer Mittelachse, die sich mit dem gleichen Stereosignal im Surround erklären lassen. Eine
Testperson beschrieb den Höreindruck als eine Mischung aus Position 1 und 2. Man fühlt sich mittendrin
wie in Position 2, aber es spielt sich trotzdem alles vorn ab, wie in Position 1. Die gleichen Reaktionen
erhielten wir auch nach der Befragung nach Testsignal 3, wobei einigen dieser Surround gut gefällt und
für sie einen stärkeren Umhüllungseffekt macht.
Aus den einzelnen Aussagen auf eine Sitzposition bezogen, ergibt sich die Verteilung, dass 9 Befragte
Position 2 am besten fanden, da sie einerseits sehr ungewohnt, aber angenehm und interessant sowie
erlebnisreich klang. Position 3 wird von 6 Personen präferiert und nur einer mochte Position 1 am
liebsten, da die Person keinen Unterschied zwischen 1 und 3 wahrgenommen hat. Grund für die Wahl
der Position 3 war die stärkere Umhüllung und dass Position 2 nicht so spannend für sie klang.
Für Position 1 lässt sich zusammenfassen, dass 13 Personen den Klang von vorn wahrgenommen haben
und dass sich 10 dabei gefühlt haben, als wären sie mittendrin, in einem Konzert beziehungsweise im
oder am Wald. 5 Personen empfanden den Klang als breit oder riesig im Gegensatz zu bereits
gewohnten Systemen. 5 von den Befragten haben die Stimmen oder auch Vögel von oben über ihnen
wahrgenommen. Wobei die Lokalisation der Stimme von oben mit der Zeit nerven kann, bemerkte einer
der Testpersonen. 2 Personen merkten bei Bewegung durch den Raum an, dass das Klangfeld sehr
homogen ist, es also kaum zu Klangverfärbungen kommt. Bei der von uns gewählten Aufstellung ist der
Sweet Spot breiter als bei gewohnten Lautsprechersystem sagten 2 Personen. Ebenfalls 2 Personen mit
eher weniger Hörerfahrungen haben keine Unterschiede bei einer Bewegung aus der Mitte heraus
wahrgenommen.
Bei Position sagten 8 Personen, dass sie sich mittendrin fühlen, also entweder im Konzert, Kino oder
Wald. 7 Personen nahmen die Stimme oder auch die Vögel von oben wahr. Aufgrund der unterschiedlich
verwendeten Adjektive kann man zusammenfassen, dass mehr als die Hälfte einen 3D-Effekt
wahrgenommen haben und sich umhüllt fanden. Nur 4 Personen sagten, dass sie keine Umhüllung
empfanden. Zum Teil, weil von hinten und vorn kein Sound lokalisiert wurde. Von 4 Leuten wurde
festgestellt, dass bei Bewegungen aus der Mitte der Lautsprecher heraus, es zu Klangverfärbungen
kommt, was einen engen Sweetspot kennzeichnet.
Für die letzte Position waren die Meinungen sehr durchmischt. 2 Personen haben keinen Unterschied zu
Position 1 gehört, andere konnten die Schallquelle von hinten orten und fanden es daher nicht so gut und
5 bis 6 Personen hatten das Gefühl sich mittendrin in einem Wald oder Konzert zu befinden und haben
eine Umhüllung gespürt.
2.4 Auswertung der Ergebnisse
Allgemein lässt sich festhalten, dass die Testpersonen mit Hörerfahrung den Klang der Lautsprecher
beeindruckender empfanden, als die anderen. Sie haben eine stärkere Erinnerung daran, wie
konventionelle Systeme klingen und konnten daher einen entsprechenden Vergleich ziehen.
Aus den Testergebnissen kristallisieren sich zum Teil unterschiedlichste Gehörgewohnheiten und
Geschmäcker heraus und daher sind die Antworten zum einen relativ unterschiedlich und zum anderen
relativ gegensätzlich. Jedoch haben die meisten Tester die Effekte, die bei einer Wiedergabe von
verschiedenem Tonmaterial schon vorher bekannt waren, wahrgenommen.
Wie in der Beschreibung des Hörtests hatten wir vor, herauszufinden, welchen Bezug die Testpersonen
zu der abgespielten Vogelatmo aufbauen. Dabei wurde etwa von der Hälfte aller Befragten in allen 3
verschiedenen Hörpositionen bestätigt, dass sie sich im oder vor dem Wald befinden und die Vögel über
ihnen zwitschern.
Das heißt das Gehörte erschien ihnen so real, dass sie sich aus dem grauen Synchronstudio in einen
Wald denken konnten. Die Antwort, dass man sich mittendrin oder umhüllt fühlt, kam in unterschiedlichen
Positionen, aber auch bei anderen Hörbeispielen von verschiedenen Person, sodass jeder in einer
bevorzugten Position den Effekt der Umhüllung gespürt hat und sich in eine andere Situation
hineindenken konnte.
Bei einer einfachen Stereoatmo wurde zudem eine Lokalisation über den Personen wahrgenommen und
nicht nur aus einer Ebene von vorn, was die 3D-artige Abstrahlcharakterisik der Lautsprechersysteme
vermutlich hervorruft. In der Regel wurde die Atmo bei Position 1 immer von vorn und auch von oben
wahrgenommen, aber niemals von hinten. Bei Position 2 und 3 wurde der Klang von mehr als der Hälfte
auch von hinten empfunden. Es hat sich ein Surroundeffekt gebildet, der aber auch über einem schwebt,
also dreidimensional ist. Da der Klang die Personen an andere Orte schicken konnte, haben die
Lautsprechersysteme möglicherweise eine besondere und intensive Wirkung.
Mit Testsignal 2 wollten wir testen, ob die Menschen das Gefühl haben, sich mitten im Orchester zu
befinden oder vielleicht irgendwo anders. Herausgekommen ist, dass wenige die Assoziation hatten, einer
der Musiker zu sein und wenn sie den Kopf bewegen, dass sie dann näher an den Geigen oder den
Kontrabässen befinden. Die Testpersonen haben zu einem kleinen Teil das Gefühl gehabt, sich zwischen
Ihnen zu befinden beziehungsweise das Orchester um sie herum. Wohingegen die Stimme entweder im
Kopf, hinter dem Kopf oder über dem Kopf lokalisiert wurde. Es passierte allerdings recht schnell, wenn
der Stuhl nicht mittig war, dass die Lokalisation sich in die entsprechende Richtung verschoben hat, was
auf einen schmalen Sweetspot schließen lässt, vor allen bei Position 2.
Die erwähnten Stereoeffekte in der Filmmusik haben viele der Testpersonen vor allem bei Position 2 als
interessant und erlebnisreich empfunden, da es ganz ungewohnt klang aber dennoch sehr spannend
war. Bei der Filmmusik hat mindestens die Hälfte aller Personen bestätigt, dass sie sich mittendrin
befinden und umhüllt sind von einem 3D-Effekt. Je nach der Vorliebe des Hörers, empfand er dies bei
mindestens einer der 3 Positionen.
Da beim letzten Testsignal der Sänger sehr weit vorn in der Mischung ist, hat mindestens ein Drittel der
Testpersonen bei diesem Titel eine Im-Kopf-Lokalisation erfahren, was in der Regel bei Position 2 auftrat.
Diese Illusion, wie es einer der Testpersonen genannt hat, war in den meisten Fällen ungewohnt aber
angenehm und interessant. Allerdings vergeht die Illusion sehr schnell, wenn man sich bewegt oder
aufsteht. Die gute Präsenz wurde bei diesem Beispiel aber auch bei den anderen beiden Signalen klar
von den Testpersonen erwähnt, da sie die Instrumente oder Vögel meist exakt positionieren konnten.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die meisten Personen die besondere Wirkung der Lautsprecher
wahrgenommen haben und sie als angenehm empfanden. Die Eindrücke differierten allerdings mit den
unterschiedlichen Positionen, sodass man sagen kann, dass es für unterschiedliche Geschmäcker
unterschiedliche Hörpositionen gibt.